Winfried Mack MdL

So werden wir klimaneutral und bleiben Industrieland

Diskussionsveranstaltung „Zukunftstechnologie Wasserstoff“ bietet Lösungsansätze für den Klimawandel

Professor Radermacher ist bekannt für seinen globalen Blick auf den Klimawandel und seine pragmatischen Lösungsansätze. So wollte er bei der Diskussionsveranstaltung „Zukunftstechnologie Wasserstoff“ des Landtagsabgeordneten Winfried Mack auch nichts schönreden: „Wir werden das 1,5-Grad-Ziel nicht erreichen, aber wir müssen kämpfen, dass wir das 2,5-Grad-Ziel erreichen. Und dafür brauchen wir jede mögliche Lösung.“

Winfried Mack hatte in seiner Begrüßung Mut gemacht, dass der Klimawandel zu schaffen sei, wenn die Welt zusammenarbeite, die technischen Potentiale ausschöpfe und der Hochlauf beschleunigt werde. „Wo das CO2 weltweit entsteht und wo es abgebaut wird, das ist dem Klima egal! Für Verbote aus Baden-Württemberg interessiert sich keiner, aber mit unseren Technologien können wir weltweit etwas für das Klima tun“, so der wirtschaftspolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion.

Bei der Diskussionsveranstaltung Bei der Diskussionsveranstaltung "Zukunftstechnologie Wasserstoff": Winfried Mack, Prof. F.-J. Radermacher, Prof. Ernst Messerschmid, Uli Dobler
Radermacher sieht Wasserstoff als elementare Zukunftstechnologie, um den Klimawandel zu bewältigen. „Wir werden immer mehr Energie brauchen, daran lässt sich nichts ändern. Es werden in Zukunft über 10 Milliarden Menschen auf der Erde leben und alle Menschen möchten eine gute Lebensqualität – und die beginnt eben mit einer Steckdose“, betont Radermacher. „Mehr Energie, die aber erneuerbar sein muss, kann nur in den Sonnenwüsten und windreichen Regionen erzeugt werden. Hier wird die Photovoltaik eine entscheidende Rolle spielen.“ Der gewonnene Strom müsse, vereinfacht gesagt, dann in Form von Wasserstoff oder eFuels nach Deutschland transportiert werden.  

Hier hakt Winfried Mack ein und fordert, dass Baden-Württemberg schneller als geplant an der europäische Wasserstoff-Backbone-Netz angeschlossen wird. „Wenn die Leitung erst 2035 in Baden-Württemberg ankommt, dann können wir 2040 nicht klimaneutral sein, wie im Klimaschutzgesetz beschlossen. Wasserstoff muss überall in Baden-Württemberg verfügbar sein, damit jede Region die gleichen Chancen hat klimaneutral zu werden und gleichzeitig Industrieregion zu bleiben.“ Das sei besonders für Ostwürttemberg mit dem höchsten Industrieanteil in Europa entscheidend, so Mack.

Auch Radermacher betont, dass der Klimawandel nur mit Wirtschaftswachstum zu schaffen sei, denn nur so sei genug Geld für die sozialen Herausforderungen und für den Klimaschutz vorhanden. „Wenn wir in Deutschland ärmer werden und uns deindustrialisieren, dann bringt das dem Klimaschutz nichts, denn der Stahl oder das Papier werden dann eben wo anders produziert. Aber es wird produziert“, erklärt Winfried Mack. „Wir müssen unsere Unternehmen auf dem Weg klimaneutral zu werden unterstützen. Dazu gehört, dass ausreichend klimaneutrale Energie überall verfügbar ist. Dazu gehört aber auch, dass die Transportwege klimaneutral werden müssen. Hier wird die Güterbahn eine Renaissance erleben“, fügt der Wirtschaftsexperte hinzu.

„Wer sagt uns denn, dass die afrikanischen Länder stabil bleiben und uns das ganze Jahrhundert die Erneuerbaren Energien verlässlich liefern“, stellt Roderich Kiesewetter, Bundestagsabgeordneter und Außenpolitikexperte die entscheidende Frage. In diesem Zuge wird klar, wie wichtig die Klima-Außenpolitik in Zukunft ist: „Wir müssen stabile politische Beziehungen zu den Ländern aufbauen und pflegen, die uns in Zukunft klimaneutrale Energien liefern sollen. Hier stehen wir als Europäische Union auch in Systemkonkurrenz zu China.“

Radermacher lobte auch die von der CDU initiierte Klimaschutzstiftung BW: „Wenn jemand Geld einsetzt, um irgendwo auf der Welt CO2 zu reduzieren, dann ist das eine tolle Sache! Hier gibt es nichts schlecht zu reden! Die Aufforstung und die Wiedervernässung von Mooren binden CO2 und entscheidend ist doch am Ende, dass das CO2 nicht mehr in der Atmosphäre ist.“

Wie die Wasserstoffproduktion mit einem Kite-Schiff auf den Weltmeeren funktionieren kann, das erklärte und zeigte Uli Dobler, Vorstand von Oceanergy, dem begeisterten Publikum. „Wir können mit dieser Technologie die starken Winde in bis zu 1000 m Höhe auf den Ozeanen nutzen. Und das 24 Stunden“, so Dobler. Außerdem wäre man unabhängig von anderen Staaten und würde lange Transportwege vermeiden, da der Wasserstoff in europäischen Häfen gelöscht werde.

Der Astronaut und ehemalige Professor für Luft- und Raumfahrttechnik, Ernst Messerschmid, berichtete wie Innovationen und Wissen „vom All in den Alltag“ kommen. Außerdem stellte er die Bedeutung der Raumfahrtindustrie dar, in der bereits jetzt 10.000 Beschäftigte arbeiten. „Baden-Württemberg ist das Raumfahrtzentrum in Deutschland und stark bei der Produktion von Satelliten“, so Messerschmid. Einen hohen Stellenwert in der Raumfahrtbranche nimmt die Erdbeobachtung ein. „Überschwemmungen oder Brände können besser bekämpft und vorhergesagt werden“, nennt Messerschmid neben Smart Farming eine wichtige Anwendung.

Das sehr interessierte Publikum, im bis auf den letzten Platz besetzten Festsaal der Marienpflege, stellte im Anschluss an die Vorträge zahlreiche, fachlich fundierte Fragen. Die Geschäftsführer der Stadtwerke Ellwangen und Aalen, Stefan Powolny und Christoph Trautmann, nutzen die Möglichkeit, um Projekte der regionalen Energieversorger vorzustellen. „Eine sehr gelungene Veranstaltung, mit tollen Referenten, spannenden Vorträgen und einem begeisterten Publikum“, resümiert Winfried Mack die Veranstaltung.

Prof. Dr. Dr. Dr. h.c. Franz-Josef Radermacher ist Leiter des Forschungsinstituts für anwendungsorientierte Wissensverarbeitung und Experte für Nachhaltigkeit und Globalisierung und Prof. Dr. rer. nat. Dr.-Ing. h.c. Ernst Messerschmid, Astronaut und ehem. Professor für Astronautik und Raumstationen am Institut für Raumfahrtsysteme an der Uni Stuttgart. Beide beschäftigen sich intensiv mit dem Thema Wasserstoff.