Winfried Mack kämpft ums Direktmandat und um die Rückkehr der CDU an die Regierung
Portrait von Eckard Scheiderer in den Aalener Nachrichten vom 5. März 2016
AALEN/ELLWANGEN - Mit „alten Hasen“ ist das so eine Sache: Gehört einer, der im vergangenen August gerade mal seinen Fünfzigsten gefeiert hat, dazu? Einer, dem es irgendwie gelungen ist, sich seinen jugendlich-spitzbübischen Charme scheinbar dauerhaft zu erhalten? Blickt man auf die politische Vita von Winfried Mack, kommt man dem „alten Hasen“ schon näher: Seit drei Wahlperioden, seit 2001, ist er Landtagsabgeordneter, in dieser Zeit avancierte er zudem zum stellvertretenden Landesvorsitzenden der CDU und zum stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden im Landesparlament. „Einen solchen Landtagswahlkampf habe ich aber noch nie erlebt“, sagt Mack, der sich nun zum vierten Mal um das Direktmandat im Wahlkreis Aalen bemüht.
Was er damit meint, wird an diesem sonnigen Samstagvormittag auf dem Aalener Wochenmarkt schnell deutlich: Die meisten Gespräche, mit denen Passanten auf Mack zukommen, beginnen zumindest mit der Flüchtlingsthematik. „Noch nie hat ein einziges Thema alle anderen so überlagert“, erzählt Mack zwischendurch. Und sieht die besondere Schwierigkeit, ja die Gefahr vor allem auch darin, dass gerade die radikalen Kräfte aus diesem einen Thema ihren Nutzen zu ziehen versuchten. Dass er damit in erster Linie die AfD meint, ist unausgesprochen klar.
„Es gibt kaum noch einen Zweifel, dass die Lösung nur auf europäischer Ebene liegen kann“, versucht Mack einem Passanten zu erklären, dass sich – trotz und nach auch deutlicher und öffentlicher Kritik aus CDU-Kreisen am Kurs der Kanzlerin – die Reihen hinter Angela Merkel nun wieder spürbar schließen würden. Ihr Kurs in der Flüchtlingspolitik, das ist für Winfried Mack der „klare Kurs der Mitte“, der „Kurs des christlichen Menschenbildes“, nämlich dort zu helfen, „wo die Not ist“, wie er schon zwei Tage zuvor bei der Podiumsdiskussion der Aalener Nachrichten/Ipf- und Jagst-Zeitung in Ellwangen erklärt hatte.
2001 Nachfolger von Wabro
„Carpe diem“ – Nutze den Tag – schreibt Mack auf seiner Homepage als Motto über ein paar Sätze zu seiner persönlichen Politikphilosophie. In denen von klaren Wertmaßstäben wie Freiheit, Solidarität und Subsidiarität die Rede ist. Von einem „planvollen Handeln, das sich am Menschen zu orientieren hat“, aber auch von der Gunst des Augenblicks, vom Abwarten, bis die Frucht reif ist, vom langen Atem und vom Mut zum schnellen Handeln. Dass dies in der Politik alles nötig ist, hat der Ellwanger Notarsohn, der über die Junge Union früh in die CDU hineingewachsen ist, nach seinem Studium der Wirtschafts-, Politik- und Rechtswissenschaften in Konstanz in verschiedenen Funktionen gelernt, zuletzt von November 1996 bis Anfang 2001 als Referatsleiter für Grundsatzfragen der Landespolitik im Staatsministerium Baden-Württemberg. Als der er unter anderem auch zuständig für den Kontakt zum Landtag und zu den Parteien gewesen ist. Im März 2000 bereits nominierte ihn die Ostalb-CDU als Landtagskandidat in der Nachfolge des langjährigen Abgeordneten und Staatssekretärs Gustav Wabro. Eine Nominierung, bei der sich Mack, damals gerade 35, fast sensationell gegen seinen Konkurrenten, den damaligen Abtsgmünder Bürgermeister Georg Ruf, durchsetzen konnte. Ebenso souverän holte er dann ein Jahr später für den Wahlkreis Aalen das Direktmandat – mit 48,5 Prozent sogar noch besser als zuletzt sein Vorgänger Wabro. Und der Erfolg wiederholte sich fünf Jahre später: Einer glänzenden Nominierung mit 280 von 298 Stimmen folgte 2006 ein noch besseres Landtagswahlergebnis als beim ersten Mal: Winfried Mack verfehlte die absolute Mehrheit beim Direktmandat nur knapp.
Die Bitterkeit der Niederlage
Umso tiefer schmerzte ihn im Innersten der Wahltag im März 2011, als nach fast 60 Jahren die Regierungsmacht der CDU im Land futsch war. Obwohl er selbst der CDU das Direktmandat erneut sichern konnte Indes anmerken ließ er sich damals, an dem für seine Partei so traurigen Wahlabend, die Bitterkeit der Niederlage kaum. „Der Kampf für die Mehrheit in fünf Jahren beginnt heute Abend“, versuchte er im „Roten Ochsen“ in Aalen die anderen aufzurichten.
Es gibt auch andere Themen
In diesem Kampf steht Mack nun schon seit Wochen, unter anderem mit 50 Veranstaltungen und Terminen. Und mit der langsam gereiften Erkenntnis, man bekomme die Menschen inzwischen auch wieder leichter von der Flüchtlingsthematik weg hin zu den landespolitisch wichtigen Themen. Den Schulen zum Beispiel, wo sich Mack klar für ein „durchdachtes, gegliedertes Schulsystem“ und gegen neue Gemeinschaftsschulen ausspricht. Oder der Landwirtschaft, für die Mack noch viel mehr Regionalität erreichen will. Denn das sei gerade auf der Ostalb und in ganz Baden-Württemberg eine ihrer Stärken, etwa auch in Konkurrenz zu den großflächigen Agrarbetrieben in Norddeutschland oder in anderen Teilen Europas.
Das Wahlergebnis vom 13. März müsse man „mit Demut“ entgegennehmen, sagt Winfried Mack, denn einzig der Wähler werde entscheiden, und die Parteien müssten danach versuchen, eine Regierung zu bilden. Sein persönliches Wahlziel und das seiner Partei sind klar: Mack will sein Direktmandat möglichst gut verteidigen, und die CDU soll die nächste Landesregierung führen. Mit wem? „Nicht mit der AfD, denn das ist eine rechtsradikale Partei“, kommt es wie aus der Pistole geschossen. Alles andere werde sich nach dem Wahltag zeigen.