CDU engagiert sich im Kampf gegen das Artensterben
Aalens Erster Bürgermeister Wolfgang Steidle wies darauf hin, es gehe beim Artenschutz um die Bewahrung der Schöpfung, einer christlichen Botschaft. Der Begriff Nachhaltigkeit habe eine lange Tradition im Bereich der Forstwirtschaft.
Es sei Hans Birkhold gewesen (dessen Tochter Inge die Gastgeberin des Abends im „Stadthöfle“ war), der die Bedeutung von Umweltthemen bereits vor über 30 Jahren erkannt habe. Er sei die treibende Kraft für das damals neue Grünflächen- und Umweltamt der Stadt Aalen gewesen. Seit über einer Generation hätten bei der Stadt Umweltthemen einen hohen Stellenwert. Doch für eine zukunftsgerechte Stadtentwicklung Aalens werden Klima- und Artenschutz noch bedeutsamer werden. Er verfolge deshalb bei der Stadtentwicklung einen integrativen Ansatz. Ökonomie und Ökologie müssten immer zusammen gedacht werden, so Wolfgang Steidle.
Diesen Ansatz unterstützte der Aalener CDU-Fraktionsvorsitzende Thomas Wagenblast. „Die Herausforderung wird sein, wie man Natur- und Artenschutz mit dem großen Bedarf an Wohnraum in Aalen miteinander vereint“, so Wagenblast. Er plädierte für eine Stadtentwicklung die neben der Quantität auch Qualität stärker in den Blick nimmt: Als Beispiel nannte er die Grüne Mitte auf dem Stadtoval, wo mehr als 1 Hektar Fläche Mitten in der Stadt als Naturraum gestaltet wird, der auch Insekten Heimat bietet. Wagenblast wird sich mit der CDU-Fraktion für die Renaturierung des Kochers einsetzen. „Der Kocher muss erlebbar werden“, so Wagenblast, es sei nicht ausreichend, nur am „Venushafen“ Zugang zu haben.
Thomas Koller, Vorstand des NABU Abtsgmünd, erklärte zuerst den Unterschied zwischen Wild- und Honigbiene und stellte die Bedrohung für die ca. 500 Wildbienenarten in der Region in den Vordergrund. Die Honigbiene, so Koller, werde von den Bienenzüchtern sehr gut betreut. Problematisch sei aber der Rückgang bei den Wildbienenarten. Es gebe immer wieder gute Ansätze, wie beispielsweise in Wasseralfingen, wo sich wieder Arten angesiedelt hätten, die auf der Roten Liste stünden. Koller sieht das Problem im Wandel der Landwirtschaft hin zu immer größeren Betrieben. Kleine Landwirte seinen wie die Wildbienen geradezu vom Aussterben bedroht. Die Wiesen würden heute zu häufig und alle gleichzeitig gemäht, so habe die Wildbienen keine Ausweichflächen. Thomas Koller schlug vor, zwischen Feldern und Wiesen Blühstreifen stehen zu lassen, um Wildbienen Nahrung und Unterschlupf zu gewähren. Außerdem komme es auf die Vernetzung der besonders naturnahen Flächen an.
Johannes Strauß, Geschäftsführer beim Landesbauernverband Ostalb versicherte, für die Landwirte seien Nachhaltigkeit und Naturschutz schon seit Jahrzehnten wichtige Themen. Man müsse bedenken, wo die Landwirtschaft herkomme. Nach dem Krieg sei es darum gegangen, dass alle satt werden. „Damals wurden 50 % des Einkommens für Nahrungsmittel ausgegeben, heute sind es nur noch 8 %.“ Diese Differenz könne der Verbraucher heute frei ausgeben. Strauß betonte, dass es nur in den Ländern eine sinnvolle Ökologie gebe, wo die wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse geordnet sind. Er appellierte an die Verbraucher, regionale Produkte einzukaufen. Die Landwirte würden gern mehr Bio anbauen und noch mehr für den Natur- und Artenschutz machen. Es gehe aber nicht, dass der Verbraucher, die Landwirte hier in die Pflichte nehmen wolle, selbst aber billige Lebensmittel mit oft sehr weiten Transportwegen kaufe. „Wer etwas für den Naturschutz machen will, kauft regional ein.“
Johannes Strauß forderte einen regelmäßigen Austausch zwischen Naturschützern und Landwirten unter Leitung der Politik. „Wenn wir uns immer so konstruktiv wie heute austauschen würden, wäre der Natur und den Landwirten geholfen“.
Der 1. Vorstand des Bezirksbienenzüchtervereins Aalen, Martin Barth, forderte ein Verbot von Steingärten. Gleichzeitig forderte er die Gartenbesitzer auf, auf Rasenmähroboter zu verzichten. Wo nichts blüht, hätten die Bienen keine Nahrung. Gegen Steinwüsten vorzugehen, erlaube die Landesbauordnung schon heute den Baurechtsbehörden, betonte Winfried Mack. „Es gibt ein klares Gebot, möglichst alle Flächen zu begrünen und zu bepflanzen.“ Das Grün entlang von Straßen werde mittlerweile naturnah gehalten und seltener gemäht.
Den Konsumenten müsse bewusst werden, so Martin Barth, dass man Bienen nicht schützen könne, wenn man günstigen Honig aus dem Ausland kaufe. Hier sei dringend Aufklärung und ein Umdenken gefragt. Zudem erklärte Barth, wie sinnvoll die Becherpflanze Silphie als Alternative zu Mais für Biogasanlagen wäre.
Wichtiges Thema war zudem die Lichtverschmutzung, die bei den Bienen zu Orientierungslosigkeit führt. Weniger Beleuchtung und vor allem richtige Beleuchtungskörper waren hier die Ansatzpunkte. Streuverluste bei Straßenlaternen müssten vermieden werden und die Lichtfarbe müsse warmweiß sein. Außerdem betonte die Stadträtin Nadine Patzelt (CDU), dass blaues Licht nicht nur für die Tiere, sondern auch für die Menschen nachts ein Problem sei. Nicht umsonst hätten mobile Geräte heute einen Blaufilter, den jeder im Dunkeln nutzen sollte. Das blaue Licht führe zur Ausschüttung von Cortisol und löse Stress aus, so Patzelt.
Zum Schluss betonte Winfried Mack MdL, dass nur mit einem Umdenken bei allen – von der Landwirtschaft, über die Politik bis zum Konsumenten – wirksamer Artenschutz realisierbar sei. Für die CDU im Landtag sei der Artenschutz ein großes Thema.