Winfried Mack MdL

10 Millionen Euro für die Renaturierung der Jagst

So entsteht entlang der Jagst bis zur Landesgartenschau wieder ein Auenwald

„Renaturierung der Jagst, biologische Vielfalt im Auenwald, Wasserrückhalt in der Fläche, Klimaanpassung und Artenschutz: Das sind die Ideen und Ziele hinter dem Konzept der Landesgartenschau in Ellwangen“, betont der Landtagsabgeordnete Winfried Mack.

Der renaturierte Kocher in Abtsgmünd, auf Höhe der Firma Kessler + Co, ist ein gelungenes Beispiel, wie auch die Jagst bald wieder in einem natürlichen Flussbett dahinplätschern kann. Der renaturierte Kocher in Abtsgmünd, auf Höhe der Firma Kessler + Co, ist ein gelungenes Beispiel, wie auch die Jagst bald wieder in einem natürlichen Flussbett dahinplätschern kann.

Er stellt dabei heraus, dass die Renaturierung der Jagst im Zuge der Gestaltung des Gebietes der zukünftigen „Jagstschleifen“, die nach dem Schrezheimer Sportplatz beginnen werden und sich auf der Höhe von Rotenbach ausbreiten, vollständig aus Landesmitteln finanziert werden. „Für diese Maßnahme stellt das Land ca. 10 Millionen Euro zur Verfügung. Zusätzlich wird der notwendige Rückbau des Stauwehres oberhalb der Stadtmühle durch das Land gefördert. Das Geld ist sehr gut angelegt, denn diese gewässerökologische Maßnahme bringt viele Vorteile für die Menschen, die Tiere und die Landschaft.“ 

Aber warum muss die Jagst von Schrezheim bis zum Campingplatz und weiter bis zum Schießwasen überhaupt renaturiert werden? Hierzu richtet Winfried Mack den Blick zurück. Bis zum Bau der Eisenbahn im Jahr 1863 war das Obere Jagsttal eine weitgehend naturbelassene, teilweise bewaldete Landschaft mit einer plätschernden und mäandrierenden Jagst. Nur einzelne Plätze wie der Schießwasen waren schon damals gerodet und trockengelegt.

„Der Bau der Eisenbahn war eine ökologische Katastrophe, weil er die kurvenreichen Jagstarme und damit das Tal durchschnitt“, erläutert Winfried Mack. Dieser massive Eingriff in die Natur führte zu erheblichen Hochwasserprobleme. Und die Industrialisierung machte die Flüsse dann vollends zu Abwässerkanälen und Kloaken, auch weil die Gewerbegebiete wie im Mühlgraben direkt an den Fluss gebaut wurden“, schildert der Abgeordnete das enorme Umweltproblem.

Um das Hochwasser frühzeitig abzufangen, sei vor 65 Jahren der Wasserverband Obere Jagst gegründet worden und 15 Stauseen rund um Ellwangen wurden gebaut. In den 1950er Jahren wurde auch der Plan umgesetzt, die Jagst zu begradigen und mit einem festen Bett auszustatten, um die damals ungeklärten Abwässer schnell Richtung Neckar, Rhein und Nordsee befördern zu können. „Noch vor 40 Jahren hatten viele unserer Flüsse alle Farben, je nachdem, was gerade in den Färbereien produziert wurde“, so Winfried Mack. Das Baden in Flüssen sei gefährlich gewesen und an Artenvielfalt in und an den Flüssen konnte man fast nicht denken. Doch durch den Bau der Kläranlagen wurden die Flüsse wieder sauber. 

Trotzdem ist die Jagst bei Ellwangen immer noch in diesem „eingesperrten Zustand“ aus der Zeit, als sie eine Kloake war. „Mit der Landesgartenschau soll sie aus ihrem künstlichen Flussbett geholt, auf ihr natürliches Niveau abgesenkt und verbreitert werden“, erklärt Mack die nächsten Schritte. „Wir möchten wieder eine Jagst, die Natur pur ist und einen Auenwald, wie er vor dem Bau der Eisenbahn teilweise bestand. Deshalb mussten leider einige Bäume gefällt werden“, so Winfried Mack und betont, dass die Renaturierung ohne die Baumfällarbeiten nicht möglich wäre. 

Warum will Ellwangen näher an die Jagst? „Heute ist das Wasser klar, hat Badequalität. Wir haben es in jahrzehntelanger Anstrengung geschafft, das Wasser überall zu klären, zu säubern“. Laut Winfried Mack seien auch weitere Maßnahmen in der Region geplant, um die Wasserqualität langfristig sicherzustellen. 

Ein weiteres entscheidendes Thema ist für den Landtagsabgeordneten der Wasserrückhalt in der Fläche, der durch die wärmeren Sommer und die Trockenheit immer entscheidender werde, damit die Landschaft nicht versteppe und man es in den Städten besser aushalte. „Wir dürfen das Wasser nicht mehr schnellstmöglich Richtung Nordsee jagen, sondern im Gegenteil: wir müssen den Regen möglichst in der Fläche zurückhalten, um Feuchtgebiete für unsere Felder, Wälder aber auch in der Nähe der Städte zu haben“, so Winfried Mack. 

„Die Renaturierung des Jagsttals 160 Jahre nach seiner industriell bedingten Zerstörung ist ein großer Fortschritt“, betont Mack. Mit der Landesgartenschau bekomme Ellwangen daneben noch einen attraktiven Stadtpark, einen Stadtstrand und viele Freizeitmöglichkeiten und „das alles rund um die saubere, natürlich dahinfließende Jagst“, freut sich Winfried Mack schon jetzt darauf.