Ist Aalen überbelichtet?
Günther Holzhofer definierte zuerst, worum es bei der Lichtverschmutzung gehe: „Die Aufhellung des Nachthimmels durch künstliche Lichtquellen führt dazu, dass sich Insekten und Vögel schlechter orientieren können. Von grell-weißem Licht mit einem hohen Blauanteil werden Insekten angezogen, kreisen orientierungslos um das Licht, bis sie erschöpft verenden, der sogenannte Staubsauger-Effekt. Die Vögel orientieren sich am Mondlicht und an spiegelnden Wasserflächen. Daher sind reflektierende Glasflächen, auch unbeleuchtet, ein großes Risiko.“
Aber auch für den Menschen sei „blaues Licht“ zur falschen Tageszeit ein großes Problem. „Das Hormon Melantonin steuert das Tag-Nacht-Empfinden, also unseren Schlafrhythmus“, erklärt Holzhofer. Getriggert werde die „circa-clock“ durch die Helligkeit des Tageslichts (inklusive blau) und durch die Dunkelheit bei Nacht (ohne blaub).
„Weisses, also blauhaltiges, grelles Licht, wie bei vielen Werbetafeln oder Straßenbeleuchtungen, unterdrückt Melatonin und hält uns wach,“ so Holzhofer. Besser sei Licht, während der Nachtstunden, mit geringem Blauanteil, also gelblich/rötlich/amber. Er verstehe auch nicht, warum das unnötige Licht nicht nach 22 Uhr abgeschaltet werde. "Der moderne Mensch entfernt sich zunehmend vom natürlichen Tag/Nacht-Rhythmus."
Winfried Mack ergänzt, dass das Naturschutzgesetz in Baden-Württemberg diese Problematik bereits aufgreife. „Öffentliche Gebäude dürfen nach 22 Uhr nicht mehr angestrahlt werden. Zudem ist im §21 klar geregelt, dass Eingriffe in die Insektenfauna durch künstliche Beleuchtung im Außenbereich zu vermeiden sind.“
Einige Beispiele für falsche Beleuchtung wurde auf dem Stadtrundgang gefunden. „Eine Straßenlaterne sollte nur den Weg beleuchten, nicht Büsche, Bäume und Gewässer, auch nicht anliegende Grundstücke und schon gar nicht den Himmel“, erklärt Holzhofer. Zudem sei die Lichtquelle oft vollkommen überdimensioniert, viel zu hell und blendet sehr oft. Die sensibilisierten Teilnehmer konnten bestätigen, dass viele Leuchten extrem blenden. „Das tut richtig weh in den Augen,“ meinte eine Teilnehmerin mit Blick auf ein überbeleuchtetes Gebäude. Wichtig sei auch, dass das Licht nicht nach oben strahlt, denn „dann wird eben nur der Himmel beleuchtet,“ schüttelt Holzhofer den Kopf. Nach oben gerichtetes Licht müsse man zwingend vermeiden.
„Wo Licht ist, ist auch Schatten. Zu viel Licht an den falschen Stellen kann zu "Angsträumen und Stolperfallen führen“, wegen extremer Kontraste, so Günther Holzhofer. Das Auge passt sich äußerst geschickt bei zunehmender Dunkelheit an, die Pupillen erweitern sich. Selbst ausschließlich unter Mondlicht, kann man sich Bestens orientieren. Bei grellen Lichtpunkten schließen sich die Pupillen rasch wieder und man sieht weniger als vorher.
CDU-Stadtverbands- und Fraktionsvorsitzender Thomas Wagenblast dankte für den interessanten Spaziergang durch Aalen und betont, dass die CDU-Fraktion bei künftigen Projekten immer auch den Blick auf die Beleuchtung richten werde. „Bei Neubauten, Sanierungen und beim Austausch muss darauf geachtet werden, dass Licht vernünftig eingesetzt und dimensioniert wird. Kurzfristig können Bewegungsmelder oder Zeitschaltuhren bei bisherigen Dauerbeleuchtungen eine gute Lösung sein“, betont Wagenblast.
„Es geht darum, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass künstliches Licht in der Natur sparsam eingesetzt werden muss, um Menschen und Tiere zu schützen“, sagte Winfried Mack anschließend und dankte Günther Holzhofer für seine wichtige Aufklärungsarbeit.